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 2018-05-01 -

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Freimann & Fröttmaning 
 - Ausbesserungswerk Freimann -

Kein Verkehrsmittel hat die Geschichte Freimanns im 20. Jahrhundert stärker geprägt als die Eisenbahn.

War es zu Beginn des Jahrhunderts noch der Bau der Ringbahn als nördliche Umfahrung der Stadt München, war es dann in den zwanziger Jahren vor allem der Auf- und Ausbau des großen Ausbesserungswerkes Freimann der Reichsbahn auf dem Gelände der vormaligen Bayerischen Geschützwerke.

Die Bayerischen Geschützwerke, letztlich ein Zulieferer für die Fertigung im Essener Stammsitz der Kruppwerke, waren 1916 gegründet worden und hatten in der Folgezeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die Produktion aufgenommen.

Auf dem Gelände waren Hallen für eine Rohr- und Visierwerkstatt, für Fahrzeugbau, Lafettenwerkstatt, Schmiede, Preßwerkstatt, Magazin, Geschoßdreherei und Preßanlage. Ein Gasometerhaus und ein Wasserturm mit Rohrbrunnen waren errichtet worden.

Die Anlagen und das Gelände wurden 1919 durch die Fritz Neumeyer AG erworben, um das Werk als “Bayerische Maschinenwerke Fritz Neumeyer KG” zur Turbinenfabrikation zu verwenden. Daneben kam es aber auch zur Produktion von Traktoren und zur Herstellung von Feldbahndampflokomotiven. Bereits 1925 wurden die Hallen und das Areal an die Deutsche Reichsbahngesellschaft verkauft.

In den darauffolgenden zwei Jahren wurden die Hallen für den Betrieb als Ausbesserungswerk Freimann umgebaut, die notwendigen Gleisanlagen erstellt und weitere Hallen und Betriebsgebäude errichtet. In den Jahren bis 1931 wurde die alte Centralwerkstätte an der Donnersbergerstraße aufgelassen und der Betrieb neben Aubing insbesondere nach Freimann verlagert. In den dreißiger Jahren und auch noch in den frühen vierziger Jahren wurden die Werkstätten und Hallen ausgebaut und erweitert bzw. - als besonderes Beispiel die Halle 24 [Interner Link] - neu errichtet.

Gegen Ende der zwanziger Jahre begann die Baugenossenschaft “Reichsbahnwerk Freimann” östlich des Werkes mit dem Bau von Wohnungen für die Belegschaft, die in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich erweitert wurden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs arbeiteten über 6000 Menschen im Ausbesserungswerk Freimann. Nahezu ein Viertel hiervon waren Zwangsarbeiter. Waren in den ersten Kriegsjahren vor allem Kriegsgefangene eingesetzt, so waren es in den Folgejahren insbesondere aus dem besetzten Osteuropa stammende Menschen.

Untergebracht waren die beiden Gruppen auf einem ehemaligen Barackengelände des Reichsarbeitsdienstes in zwei größeren Lagerkomplexen in Freimann-Nord. Beschwerliche Arbeitszeiten, unzureichende Unterbringung und Verpflegung waren die Regel.

Eine dritte Gruppe von im Werk eingesetzten Zwangsarbeitern hatte unter besonders unmenschlichen Bedingungen zu leiden: Mehrere hundert Insassen des Konzentrationslagers Dachau wurden mit Wagons vom Stammlager ins Werk gebracht oder in einem Außenlager auf dem Werksgelände selbst “untergebracht”.

Das Ausbesserungswerk Freimann selbst war mehrfach Ziel von Luftangriffen, die bis Kriegsende schwere und zum Teil schwerste Schäden - rund 40 % - an Gebäuden und Anlagen hinterließen. Bereits zum Jahreswechsel 1945/46 wurde trotz der noch Jahre andauernden Probleme die Arbeit wieder aufgenommen.

Das Ausbesserungswerk Freimann war in den darauffolgenden vier Jahrzehnten ein den Standort mehr als prägender Betrieb. Tausende hatten hier ihre Arbeitsstätten, wohnten vielfach in der unmittelbaren Umgebung und haben das Leben in dieser Zeit in Freimann eindrücklich mitgeprägt.

Die Aufgabe und damit auch die Schließung des Werkes in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts markierte einen tiefgreifenden Einschnitt nicht nur in die soziale Struktur des Viertels, sondern veränderte insbesondere unter Berücksichtigung der Nachnutzungen dieses auch in baulicher Situation entschieden.

Letzte Änderung dieser Seite: 01. Januar 2018 / © 2008-2018 Alexander Markus Klotz

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